Die Wasserfee
Auf einem kleinen Stein, mitten in einem Bach, saß eine schöne Fee mit langem Haar. Sie hielt es nicht lange an dem ruhigen Platz.
Die Fee wollte endlich was erleben, so zog sie an die Saar.
Bald wart ihr klar. Hier kann es nur Hochwasser geben. Soll sie etwa mittendrin leben?
Nein! Da zog es sie an die Mosel zu ihrer Freundin Rosel. Weinselig und vergnügt planschten sie in den Fluten. Es nervten leider am Uferrand die Menschenmassen. Da wollte sie die Moselgegend schnell verlassen.
Am Rhein trafen sie den Frosch Hein. Der kam von ganz weit oben im Norden her, sprach vornehm und galant von der Elbchaussee. Dem schönen Hamburger Fischmarkt und den Deern.
Das beeindruckte die Wasserfee sehr, da wollte sie endlich sehen das Meer.
So zogen die Wasserfee, der Hein, die Rosel und die Schwäne der Mosel gemächlich zur Nordseeküste. Oben am Wattenmeer jedoch, regierte längst schon die Meerjungfrau mit ihrer salzigen Gischt.
Die zarte Haut, der Wasserfee, vertrug leider nicht die salzige Flut, sie hing in Fetzen an ihrem Körper. Der Hein lag gelangweilt im Strandkorb und wurde immer dicker. Die Rosel kämpfte mit einem fiesen Sonnenbrand und den Schwäne gefiel mehr die Ebbe.
Da sagte die Wasserfee. „ Wisst ihr, warum ich jetzt lach? Ich gehe zurück zu meinem Bach! Ich liebe eben nur mein Süßwasser, dieses weite Meer ist nicht mein Ding. An der Saar fühle ich mich wohler. Mein kleiner Stein im Bach gehört mir ganz allein.“
So wanderten die Wasserfee und auch die Rosel von der Mosel zurück in ihre Heimat. Der dicke Hein wurde zum Mahl eines Raubvogels. Die Störche hingegen flogen weit davon in den tiefen Süden, waren nie mehr gesehen.
An schönen sonnigen Tagen, sitzt auf einem Stein mitten im Bach, die Wasserfee mit ihren langen Haaren. Sie funkelt vor Glück in allen möglichen Regenbogenfarben. Wer ganz still und ruhig bleibt und genau hinschaut, der kann sie sehen und sie zwinkert einem zu, mit dem linken Auge. Sie wispert leise: „Laß dich bloß nicht nur verlocken von der Ferne, oft liegt das Beste gerade vor deiner Tür.“
© Bernard Bonvivant, Schriftsteller, Germany
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