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Manfred Hermanns

Sozialethik im Wandel der Zeit

Persönlichkeiten - Forschungen - Wirkungen des Lehrstuhls für Christliche Gesellschaftslehre und des Instituts für Christliche Sozialwissenschaften der Universität Münster 1893 - 1997

2006. XV + 541 Seiten, 13 s/w Abbildungen, kart. = Abhandlungen zur Sozialethik, Band 49

ISBN 3-506-72989-6;   49,90

Über hundert Jahre Lehrstuhl für Christliche Gesellschaftslehre in Münster bedeutet auch über hundert Jahre Sozial- und Kirchengeschichte. Denn der mit dem Sozialpolitiker und Sozialreformer Franz Hitze 1893 begründete und lange einzige Lehrstuhl dieser Wissenschaftsdisziplin war intensiv in diese Geschichte eingebunden, und er hat sie mitgestaltet. Von diesem Lehrstuhl gingen entscheidende Impulse für Reformen in Politik und Kirche aus. Der Autor zeichnet die Geschichte dieses Lehrstuhls im Rahmen von fünf Epochen deutscher und europäischer Geschichte. 

Eine ausführliche, quellenkritische Geschichte dieses Lehrstuhls und des 1951 von Joseph Höffner gegründeten Instituts für Christliche Sozialwissenschaften war bislang ein Forschungsdesiderat.

Franz Hitze nutzte als Reichstags- und Landtagsabgeordneter den neugeschaffenen Lehrstuhl für eine wegweisende Synthese von politischer Theorie und politischer Praxis zur Lösung der sozialen Frage im beginenden Industriezeitalter. Gegen erheblichen Widerstand kämpfte er für eine Arbeiterschutzgesetzgebung und ein Koalitionsrecht der Arbeiter.

Heinrich Weber war ein Repräsentant des Sozialkatholizismus in der Weimarer Republik. Er schuf in seiner Wohlfahrtskunde und seiner Caritaswissenschaft für die soziale Arbeit ein theoretisches Gerüst und trug entscheidend zu ihrer Professionalisierung bei. Als Opponent des Nationalsozialismus wurde er nach Breslau zwangsversetzt.

Joseph Höffner, der spätere Bischof, Erzbischof und Kardinal, stand als einflussreicher Professor und universaler Sozialgelehrter für die christliche Gestaltung des sozialen und politischen Wiederaufbaus Westdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg. Fußend auf dem Ordo-Denken, war er maßgebend in der sozialpolitischen Politikberatung der Adenauer-Ära.  

Wilhelm Webers Wirken fiel in die Zeit globaler Veränderungen und des Wertwandels seit Ende der sechziger Jahre. Er setzte sich intensiv auseinander mit dem Sozialismus in Europa und Lateinamerika und der Theologie der Befreiung.

Franz Furger verstand christliche Sozialethik als Moraltheolgie der gesellschaftlichen Belange“. Er galt Jahrzehnte als einer der führenden Sozialethiker Europas. Er schlug in postkommunistischer Zeit Brücken zur politischen Theologie und zur evangelischen Sozialethik. 

Die fünf Lehrstuhlinhaber beweisen in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihrer jeweiligen Zeit bei allem Wandel der Paradigmata und der Methodik die Kontinuität in den Grundanliegen christliche Sozialethik und in der praktischen Weltgestaltung aus dem Glauben.

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